
Einladend, offen und wohnlich: Die Station 2.4 wurde umfassend modernisiert. Die neue Gestaltung mit warmen Farben, viel Grün und natürlichen Materialien schafft ein Umfeld, das Sicherheit und Wertschätzung vermittelt.
Landshut - pm (18.12.2025) Wie schafft man den schwierigen Übergang von der Klinik zurück in den Alltag – ohne Rückfall? Diese Frage stellt sich vielen Menschen nach einer Behandlung wegen Alkohol- oder Medikamentensucht. Das Bezirkskrankenhaus Landshut (BKH) bietet nun eine weitere ambulante Unterstützung an, die in der Region bislang einzigartig ist: Eine intensive ambulante Nachbetreuung für suchtkranke Menschen – persönlich, nah und professionell begleitet.
Seit dem 1. Oktober stehen bis zu 10 ambulante Plätze für ehemalige, besonders schwer betroffene Patienten der Station 2.4 zur Verfügung. Dieses neue Angebot ergänzt die bestehenden 24 stationären und drei tagesklinischen Behandlungsplätze. Bei Bedarf könnten in Zukunft weitere Plätze entstehen.
„Wir lassen die Menschen nicht allein“
Die Idee: Wer eine Entzugsbehandlung schon mehrfach abgeschlossen hat und gleich danach im häuslichen Umfeld wieder scheitert, braucht eine erweiterte Unterstützung – zum Beispiel bei der Tagesstruktur, Medikamenteneinnahme oder bei Rückfallängsten. Genau hier setzt die neue ambulante Nachsorge an. „Viele tun sich schwer, nach der Klinik wieder allein zurechtzukommen – genau deshalb haben wir das neue Angebot ins Leben gerufen“, sagt Dr. Silvia Liebl, Oberärztin der Suchtstationen am BKH Landshut. „Wir möchten den Menschen helfen, langfristig stabil zu bleiben – nicht nur im Krankenhaus, sondern auch draußen im echten Leben.“
Auch Milica Cvijic, pflegerische Stationsleiterin, weiß um die Herausforderungen: „Diese Phase nach dem Entzug ist oft der Knackpunkt. Ein Rückfall kann schnell passieren, wenn die Unterstützung wegfällt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir jetzt ambulant weiter für die Menschen da sind.“
Ein neues Kapitel in der Suchtbehandlung
Das neue Modell ist mehr als eine medizinische Maßnahme – es stärkt die persönliche Begleitung und rückt die individuelle Lebenssituation der Betroffenen in den Mittelpunkt.
„Wir erweitern unser ambulantes Angebot und ergänzen damit die bestehende ambulante Suchthilfe für Menschen, die insbesondere schwer und chronisch erkrankt sind“, betont Chefarzt Prof. Dr. Hermann Spießl. „Denn Sucht ist eine oft lebenslang begleitende Erkrankung. Die Behandlung endet nicht mit dem Entzug – es braucht Zeit für Entwöhnung und Nachsorge.“
Was das neue Angebot besonders macht
Die Nachsorge findet ein- bis zweimal pro Woche statt und wird individuell auf die Lebenssituation der Patienten und Patientinnen abgestimmt. Dabei stehen alltagsnahe Hilfen im Vordergrund – sei es beim Umgang mit Medikamenten, bei der Bewältigung von Stress oder der Strukturierung des Tagesablaufs. Auch ergänzende Maßnahmen wie Akupunktur können zum Einsatz kommen. Durchgeführt wird die Betreuung von einem erfahrenen Pflegeteam, das seit vielen Jahren in der Suchtmedizin tätig sind.
Warum Nachsorge so wichtig ist
Sucht ist weit verbreitet – oft unsichtbar. Laut aktuellen Daten leiden rund 3,9 Millionen Menschen in Deutschland an einer alkoholbezogenen Störung. Etwa 2,2 Millionen davon gelten als abhängig. Jährlich sterben rund 47.500 Menschen an den Folgen von Alkoholmissbrauch.
Rückfälle sind häufig – vor allem dann, wenn die Betroffenen nach der Klinik auf sich allein gestellt sind. „Mit unserem neuen Angebot geben wir Halt, wo viele den Boden unter den Füßen verlieren“, sagt Dr. Liebl. „Gleichzeitig gehen wir damit einen wichtigen Schritt in Richtung moderne, ambulant orientierte Psychiatrie.“ Die stärkere Ambulantisierung entlastet zudem die stationären Bereiche und insbesondere den akuten Suchtbehandlungsbereich, da Patientinnen und Patienten aus geschützten in offenere Settings verlegt werden können – mit weiterhin enger Begleitung und Unterstützung.
Ein Angebot, das Hoffnung macht
Mit der neuen ambulanten Nachsorge setzt das Bezirkskrankenhaus Landshut ein Zeichen, wie Milica Cvijic betont: „Die Suchtbehandlung setzt sich nun nach der stationären Behandlung fort. Sie geht weiter – in den Alltag, mit Hilfe, Herz und Hand.“

