Mainkofen - pm (24.09.2024) Zunehmend geraten Kinder und Jugendliche mit außergewöhnlichem Verhalten in komplexen Problemlagen in Versorgungslücken zwischen den Hilfen zur Erziehung und der Eingliederungshilfe. Das betrifft Kinder sowohl mit als auch ohne Behinderung. Häufig werden sie von bestehenden Angeboten nicht mehr erreicht und mit dem Etikett „Systemsprenger“ versehen.
In Niederbayern fehlt bisher eine Einrichtung, die diese jungen Menschen zurück ins gesellschaftliche Leben und in ein stabiles soziales Umfeld führt. Zuständig sind die Eingliederungshilfe des Bezirks Niederbayern und die Jugendhilfe. Bisher wurden diese jungen Menschen oft in der Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgenommen. Dort bleiben sie oft länger als medizinisch notwendig, da es an Anschlusseinrichtungen fehlt. Das bindet dringend benötigte Behandlungskapazitäten und belastet das System zusätzlich.
Um diese Situation zu ändern, soll eine gemeinsame Einrichtung von Eingliederungs- und Jugendhilfe für Krisenintervention und Clearing geschaffen werden. Der Bedarf wurde sowohl von der Sozialverwaltung des Bezirks Niederbayern als auch von den niederbayerischen Landräten und Oberbürgermeistern bestätigt. Daher beauftragte der Bezirksausschuss bereits 2022 die Verwaltung mit der Prüfung. Mittlerweile konnte mit der „Stiftung Seraphisches Liebeswerk“ ein Kooperationspartner gewonnen werden, der in den Bereichen Eingliederungshilfe und Jugendhilfe eine umfangreiche Expertise hat und bereit ist, die Trägerschaft der Kriseninterventionseinrichtung zu übernehmen. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 18 Jahren, die sich in einer akuten persönlichen, sozialen, pädagogischen oder psychischen Krise befinden. Die „Krisenintervention und Clearing-Stelle“ – kurz KiC – soll einen intensiven, zeitlich begrenzten, stationären Rahmen bieten.
Eine Arbeitsgruppe unter der Federführung der Sozialverwaltung des Bezirks befasste sich mit den Fragen der konkreten Umsetzung des Projekts. Demnach gibt es mit dem Haus B8 am Bezirksklinikum Mainkofen ein geeignetes und verfügbares Gebäude. Der Bezirk Niederbayern soll das Objekt sanieren und baulich an die Anforderungen einer Kriseninterventionseinrichtung anpassen. Das bayerische Sozialministerium hat bereits eine Anschubfinanzierung in Höhe von 100.000 Euro noch für 2025 zugesichert. Ausgehend von 1.250 Quadratmeter Nutzfläche schätzt das Baureferat des Bezirks die Kosten auf etwa 4 bis 5 Millionen Euro.
In seiner Sitzung am 23. September befürwortete der Bezirksausschuss die Errichtung einer Kriseninterventionsstelle für Kinder und Jugendliche. Die Verwaltung soll nun die erforderlichen Planungsaufträge erteilen und diese dem Bezirksausschuss einschließlich einer Kostenschätzung erneut zur Genehmigung vorzulegen.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich: „Ich begrüße sehr, dass der Bezirk Niederbayern als Träger der Eingliederungshilfe und die Träger der Jugendhilfe an einem Strang ziehen und das gemeinsame Projekt einer Einrichtung für Krisenintervention und Clearing angehen. Für Kinder und Jugendliche, die unsere Hilfsstrukturen bisher überfordern, brauchen wir eine sehr differenzierte Betrachtung, Betreuung und Behandlung. Und genau das haben wir heute auf den Weg gebracht.“

