Zahlreiche Medienvertreter verfolgten den zweistündigen Prozess - Foto: Josef König
München - pm (19.06.2025) Das Amtsgericht München hat am Mittwoch das Verfahren gegen den Hanf-Pionier Wenzel Cerveny (64), Gründer der Fachhandelskette Hanf.com und Legalisierungsaktivist, überraschend nach dem ersten Prozesstag eingestellt. Grundlage war eine „Verständigung“ zwischen der Staatsanwaltschaft München I und der Verteidigung. Ursprünglich waren fünf Verhandlungstage angesetzt worden.
Die Anklage bezog sich auf den Verkauf von Hanftee und Cannabisblüten, die im April 2019 bei einer groß angelegten Razzia beschlagnahmt worden waren.
Staatsanwalt Dr. Jakob Schmidkonz, Gruppenleiter der Staatsanwaltschaft München I, hat nach rund zwei Stunden Verhandlung einen Vorschlag zur Einstellung des Verfahrens nach § 154 Abs. 2 StPO unterbreitet. Als Grund nannte er ein weiteres, schwerwiegenderes Verfahren gegen Cerveny im Zusammenhang mit rund 1500 Cannabis-Stecklingen, die bei einer späteren Razzia in der Natur-Erlebniswelt in Aschheim sichergestellt worden waren. Aufgrund der höheren Straferwartung sei das aktuelle Verfahren entbehrlich geworden.
Die Beteiligten haben sich auf eine pragmatische Lösung geeinigt: Cerveny erhält beschlagnahmtes Bargeld und einen 7,5-Tonnen-Lkw zurück. Im Gegenzug verzichtet er auf Schadensersatzforderungen. Die beschlagnahmten CBD-Produkte werden vernichtet, da deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Die Staatsanwaltschaft wiederum verzichtet auf die Abschöpfung potenziell erzielter Gewinne. Die Kosten des Verfahrens übernimmt die Staatskasse.
Schon im Jahr 2024 hatte die Staatsanwaltschaft eine Einstellung des Verfahrens angeboten, allerdings unter der Bedingung, dass Cerveny auf Lkw und Waren verzichtet. Der Unternehmer hatte das damals abgelehnt. In der Anklage hatte die Staatsanwaltschaft den THC-Gehalt der sichergestellten Blüten hochgerechnet. Cerveny hatte entgegnet, dass alle Produkte vor dem Verkauf laborgeprüft worden seien und die damalige THC-Grenze von 0,2 Prozent nie überschritten wurde.
Cerveny hat sich als Opfer einer politischen Kampagne bezeichnet. Insgesamt 31 Razzien habe er über sich ergehen lassen müssen. Die Staatsanwaltschaften in Traunstein, Landshut, Regensburg und München II hätten ihre Verfahren eingestellt, nur München I habe trotz der langen Verfahrensdauer an der Anklage festgehalten. Sechs Jahre zwischen Durchsuchung und Prozessbeginn seien eine rechtsstaatlich fragwürdige Belastung.
„Ich hätte einen Orden verdient“, sagte Cerveny. Er habe seine Kunden aufgeklärt, häufig vom Konsum THC-haltiger Produkte abgeraten. CBD-Produkte seien kein Rauschmittel, sondern für viele eine Hilfe gewesen. Er kritisierte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder scharf, der angekündigt habe, das neue Cannabisgesetz „extremst restriktiv“ umzusetzen. „Ich werde nicht nach Recht, sondern nach Ideologie verfolgt“, so Cerveny.
Persönliches Fazit von Wenzel Cerveny:
„Diese Einstellung ist für mich kein Sieg – sie ist das Ergebnis von Erschöpfung nach sechs Jahren permanenter rechtlicher und existenzieller Belastung“, sagt Hanf-Pionier Wenzel Cerveny nach der Verständigung. „Ich habe dieser Lösung letztlich nur zugestimmt, weil meine Frau und ich gesundheitlich an unsere Grenzen gestoßen sind. Ich sehe mich weiterhin im Recht – und kämpfe nun mit aller Kraft für ein Grundsatzurteil zur Legalität von Stecklingen, damit bundesweit endlich Rechtssicherheit herrscht.“
Cerveny kündigt zudem das Ende seiner „Natur-Erlebniswelt“ in Aschheim (Lkr. München) an: „Dieses Projekt für Aufklärung und Prävention muss schließen, weil man uns wirtschaftlich und persönlich zermürbt hat.“