Pfarrerin Johanna Krieger
Landshut - pm (28.07.2025) Ehrenamtliche Kräfte in der Seelsorge ist gelebter Glaube. Daher startet im Herbst ein neuer ökumenischer Kurs zur Ausbildung für Ehrenamtliche in der Seelsorge in der Diakonie Landshut. Was in dem Kurs gelernt wird und was er bringt, erklärt Pfarrerin Johanna Krieger im Interview.
Redaktion: Der ökumenische Ausbildungskurs für Ehrenamtliche in der Seelsorge war im letzten Jahr ein Erfolg. Was zeichnet diesen Kurs besonders aus?
Krieger: Wir haben ein Ausbildungskonzept entwickelt, das über konfessionelle Grenzen hinweg funktioniert. Die Ehrenamtlichen kommen aus verschiedenen kirchlichen Kontexten, aber sie eint der Wunsch, für andere da zu sein. Der Kurs fördert die persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Spiritualität, schult die Kommunikations- und Wahrnehmungsfähigkeit und übt Selbstreflexion – das ist essenziell in der Seelsorge.
Redaktion: Wir haben in Landshut einen Hospizverein, der tolle Arbeit macht und seit diesem Jahr einen Ausbildungskurs für Trauerbegleiter anbietet. Warum braucht es dann noch einen Seelsorgerkurs?
Krieger: Sowohl Seelsorgeausbildung als auch die Ausbildung zur Trauerbegleitung zielen darauf ab, Menschen in belastenden Lebenssituationen beizustehen. Die Trauerbegleitung unterstützt Menschen, die einen konkreten Verlust erlebt haben, meist den Tod eines nahestehenden Menschen. Diese Spezialisierung ist unendlich wertvoll. Die Seelsorgeausbildung zielt aber auf eine ganzheitliche Begleitung unter spirituellen, emotionalen und kommunikativen Gesichtspunkten. Es geht um Leben und Glauben, den Umgang mit Krankheit, Krisen, Einsamkeit und Tod – nicht nur um Trauer.
Redaktion: Welche Rolle spielt dabei die Ökumene?
Krieger: Eine sehr zentrale Rolle. Wir sehen Seelsorge als eine zutiefst menschliche Aufgabe, die nicht an konfessionellen Linien Halt macht. In unserem Team arbeiten evangelische und katholische Kolleginnen und Kollegen eng zusammen – Yvonne Achilles, Erika Gandorfer und ich bringen unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen ein, und genau das bereichert den Kurs. Die Teilnehmenden erleben gelebte Ökumene, nicht nur im Inhalt, sondern auch in der Haltung.
Redaktion: Wie kann man sich die praktische Ausbildung vorstellen?
Krieger: Es geht bei uns nicht primär um Wissensvermittlung. Es geht um die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Person, Spiritualität und Wahrnehmungsfähigkeit. Neben der Arbeit an der eigenen Person setzt man sich dann mit Themen wie Kommunikation, Gefühle und Bedürfnisse, dem eigenen Umgang mit Verlusterfahrungen, Krankheit und Tod auseinander.
Redaktion: Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an ehrenamtlicher Seelsorge?
Krieger: Ehrenamtliche Seelsorge bedeutet für mich: zuhören, mittragen, einfach da sein. Es braucht kein theologisches Studium, um einem Menschen in einer schweren Situation beizustehen. Oft ist es gerade das Zuhören, das Mitfühlen und das Aushalten, was den Unterschied macht. Die Ehrenamtlichen bringen Zeit, Herz und Offenheit mit – das ist unglaublich wertvoll. Eine Teilnehmerin des letzten Kurses hat am gesagt, dass sie sich durch den Kurs selbst so gut kennengelernt hat und jetzt viel besser für sich einstehen kann.
Redaktion: Warum ist dieser Dienst für die Kirche und Gesellschaft so wichtig?
Krieger: Weil er zeigt, was Kirche sein kann: eine menschennahe, glaubwürdige Gemeinschaft. Wenn Ehrenamtliche Heimbewohner oder Patienten besuchen, wenn sie einsame Menschen begleiten, dann wird das Evangelium ganz konkret. Das ist gelebter Glaube. Das erzählt auch ein ehemaliger Kursteilnehmer: Für ihn sind die Besuche auf der Palliativstation so wichtig geworden. Es fehlt ihm inzwischen etwas, wenn er mal eine Woche nicht hingehen kann. Diese Grundhaltung tut meiner Meinung nach nicht nur innerhalb der Kirche sondern in einer Gesellschaft insgesamt gut.
Redaktion: Wird es eine Fortsetzung des Kurses geben?
Krieger: Ja, der nächste ökumenische Ausbildungskurs startet im Oktober. Wir freuen uns über neue Interessierte, die sich berufen fühlen, Menschen in schwierigen Lebenssituationen seelsorgerlich zu begleiten. Wer sich anmelden möchte, kann das gern über meine Mailadresse tun: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Krieger – und Ihnen und Ihrem Team weiterhin viel Kraft und Freude bei Ihrer wichtigen Arbeit!

