Eine Neustadt als Fußgängerzone und Wohlfühlplatz statt Parkplatz, dafür plädiert Christian Baier. - Foto: W. Götz
Landshut – pm (11.05.2023) Die FuZo ist die einmalige Chance, etwas zu verändern. Schreibt Christian Baier. Aus den teuer eingerichteten Multifunktionsflächen in der Neustadt wurden oder blieben Parkplatzflächen. Es wird argumentiert, dass es doch egal sei, dass diese 350 Meter als FuZo einzurichten, das würde sich nicht rentieren. Anders wird ein Schuh daraus, wenn diese paar Meter doch egal sind, kann man ja auch eine FuZo daraus machen - es sind ja nur 350 Meter.
Der Verkehr in der Unteren Neustadt (in der gesamten Neustadt) wird immer heftiger, Landshut und das Umland wachsen stetig, immer mehr Leute kommen in die Stadt, die ist aber logischerweise nicht erweiterbar und so kommt es immer wieder zum Chaos, wie an der Ursulinenenge gut zu sehen ist - für Radfahrer dort, wie in der gesamten Neustadt fast lebensgefährlich.
Die historische Neustadt hat es nicht verdient, nur als Parkplatz mißbraucht zu werden. Man muss mehr Aufenthaltsqualität schaffen, davon profitieren auch die Läden dort.
Die Stadt muss sich auch den veränderten und den noch zu erwartenden Veränderungen beim Klima anpassen. Im Klimaanpassungskonzept der Stadt, bei dem Stadtplaner und Klimaexperten mitgearbeitet haben, erklären diese einwandfrei, dass sich unsere Stadt stark aufheizen wird und dem nur mit Beschattung durch Grün (vornehmlich Bäume) und Wasser zu begegnen ist. Irgendwann werden wir nicht mehr darüber reden, ob dieser oder jener Parkplatz vor einem Laden bleiben, oder weg soll, weil es den Laden dann nicht mehr gibt. Wer will schon bei fast 40 Grad noch in die Stadt gehen. Warum nicht mehr Grün? Was ist so schlimm an Schatten?
In der Stadt gibt es sehr viele Parkmöglichkeiten: CCL (die erste Stunde frei), Oberpaur/Karstadt, Grieserwiese... alles in sehr kurzer Zeut erreichbar. Man findet dort immer einen Platz, ohne lästiges Herumgekurve.
Dass eine FuZo funktioniert sieht man in der Altstadt und ja, das kann man vergleichen. Auch damals gab es heftige Diskussionen, aber heute will sie niemand mehr missen. Beinahe ALLE Gastrobetriebe dort sind NACH Einrichtung der FuZo entstanden, in historischen Häusern und neulich wurde von der Verwaltung im Wirstchafts- und Finazsenat erklärt, dass die meisten Nachfragen bzgl. freier Läden von Gastro-Unternehmern stammen. Die würden das nicht machen, wenn sie den Umbau oder die FuZo an sich fürchten.
Natürlich entsteht eine lebendige FuZo nicht über Nacht, es bedarf einer Entwicklung. Das kann und darf die Bürgerinitiative aber nicht vorgeben, da gilt es Gesetze und Verordnungen zu beachten, das kann nur die Verwaltung bzw. Die gewählten Gremien, das konnten wir mit unserer Bürgerinitiative zur Jugendherberge auch nicht. Natürlich kann dann jeder seine Meinung äußern, wenn die Entscheidung gefallen ist, dafür sind wir alle Bürger unserer Stadt und wir können, ja sollen unsere Meinung und Vorstellungen beisteuern.
Auch die Hausbesitzer können weiter in ihre Garagen fahren, das hat nie jemand angezweifelt, die Läden werden beliefert (auch in der Altstadt kommen die Waren nicht aus der Luft) und dass Parkplätze nicht automatisch Kunden generieren, sieht man an der Oberen Neustadt (ab dem Kriegerdenkmal) - der Leerstand dort ist sehr ausgeprägt, trotz wunderbarer Parkplätze.
Andererseits gibt es in der Schirmgasse einen tollen Mix an Läden ohne Parplätze vor dem Haus.
Die Besucher der Stadt, mit denen ich bei Stadtführungen durch diese Gasse gehe, sind begeistert (das gibts bei uns nicht, ist oft zu hören) und wenn einmal ein Auto durchfährt geht man zur Seite, lächelt den Fahrer an (und die/der zurück) und alle sind zufrieden. Und die Anwohner (auch aus der Zwerggasse) fahren ja nicht ständig auf und ab. In Regensburg funktioniert das auch sehr gut in weit größerem Ausmaß.
Das Argument, dass Kirchenbesucher nicht mehr in die Ursulinenkirche St. Josef gehen können, wenn die Parkplätze weg sind..., die Martinskirche steht auch inmitten einer FuZo und es werden dort viele ältere Mitbürger gesichtet, obwohl man nicht vor dem Haupteingang parken kann.
Zudem wird den Autoposern eine Strecke vermiest, was da teilweise abends in der Stadt los ist, ist wirklich nur noch schrecklich.
Wir brauchen endlich andere Lösungen. Stellen wir uns die Untere Neustadt doch mit Bäumen, Sitzbänken im Schatten, Sicherheit für Kinder vor. Natürlich muss es noch anderswo Änderungen geben, im ÖPNV, bei einer Verkehrsberuhigung/Veränderung im Rest der Stadt, neuen/veränderten Buslinien, ein Shuttleservice, der die Parkhäuser anfährt und die Leute in die Stadt bringt. Das kann man alles überdenken und nicht alles von vornherein ausschließen, all das kann diskutiert werden.
Aber jetzt muss man einmal starten! Aber jetzt gar nichts zu machen, alles so zu belassen, ist der falsche Ansatz.
Nur den Status Quo zu verteidigen bringt uns nicht weiter, wenn man nichts probiert, kann man auch nichts erreichen. Wenn die FuZo abgelehnt wird, passiert wieder längere Zeit nichts. Das ist zu befürchten. Leider wurde ein wie auch immer gelagerter Kompromiss nicht zur Wahl gestellt.
Die FuZo ist eine Chance! Wir sollten sie nutzen!
Gez. Christian Baier