
Gebietsbetreuer Fabian Hertrich kümmert sich um die Pflege und Entwicklung der neuen Obstbäume im Naturschutzgebiet. - Fotos: Fabian Hertrich
Landshut - pm (10.12.2025) Wer durch das Naturschutzgebiet „Ehemaliger Standortübungsplatz Landshut“ wandert, trifft auf eine Landschaft voller Leben und Geschichte: Weitläufige Weiden, grasende Schafe und im Frühjahr ein Meer aus Blüten. Zwischen den Hügeln stehen noch heute ehrwürdige Apfel- und Birnbäume – stille Zeugen einer längst vergangenen Kulturlandschaft.
„Die alten, knorrigen Obstbäume stammen teils noch von früheren Hofstellen“, erzählt Gebietsbetreuer Fabian Hertrich. Namen wie Plaika, Sonnleithen oder Ey erinnern noch daran. „Während die Hofstellen längst verschwunden sind, haben einige ihrer Obstbäume überlebt – manche sind über 100 Jahre alt.“ Damit das Landschaftsbild und der ökologische Wert der alten Streuobstwiesen erhalten bleiben, wurden nun 65 neue Apfel- und Birnbäume gepflanzt.

Im Frühling verwandeln sich die alten Streuobstwiesen im Naturschutzgebiet in ein Blütenmeer – ein Paradies für Bienen und andere Bestäuber.
Es handelt sich um hochstämmige, robuste Bäume alter, regionaltypischer Sorten, die besonders gut an die Standortbedingungen angepasst sind. „Die alten Bäume sind wunderschön, aber sie werden nicht ewig stehen. Damit diese wertvollen Lebensräume auch in Zukunft bestehen, müssen wir rechtzeitig nachpflanzen“, erklärt Hertrich. Die Pflanzung erfolgte im Rahmen des bayerischen Förderprogramms „Streuobstpakt“ des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Die Flächen selbst befinden sich im Eigentum der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Streuobstwiesen – Hotspots der Artenvielfalt
Über Jahrhunderte prägten sie das Landschaftsbild. Doch dieser Lebensraum ist heute selten geworden. Umso bedeutender ist ihr Erhalt wie hier im Naturschutzgebiet. Neben ihrem kulturellen Wert sind Streuobstwiesen wahre Schatzkammern der Biodiversität. Bis zu 5.000 Tierarten können in ihnen leben – von Insekten über Vögel bis hin zu Säugetieren. Ein typischer aber sehr seltener Bewohner ist der vom Aussterben bedrohte Wendehals, eine bedrohte Vogelart, die alte Spechthöhlen als Brutplätze nutzt. „Er ist ein echtes Highlight im Naturschutzgebiet – in den letzten Jahren konnte er hier sogar erfolgreich brüten“, erklärt Hertrich. Auch Fledermäuse finden in morschen Baumhöhlen Unterschlupf, Siebenschläfer nutzen die Baumkronen und Wildbienen profitieren von den Blüten, während sie gleichzeitig für die Bestäubung der Bäume sorgen. Damit liefern die Streuobstwiesen nicht nur leckeres Obst, sondern leisten auch einen Beitrag zur Artenvielfalt und zum Erhalt traditioneller Kulturlandschaften.

Highlight im Naturschutzgebiet: der seltene Wendehals, der hier regelmäßig brütet.
Die jungen Bäume brauchen in den kommenden Jahren besonders viel Pflege. Dazu gehören regelmäßige Erziehungsschnitte, um stabile Kronen zu entwickeln. Bei Trockenheit müssen sie bewässert werden. „Nur mit kontinuierlicher Pflege können aus den Jungbäumen eines Tages wieder stattliche Hochstämme werden“, betont Hertrich. Um diese Arbeiten kümmert sich der Gebietsbetreuer, der das Naturschutzgebiet betreut und pflegt. „Wir wollen, dass diese Obstwiesen auch für kommende Generationen blühen – als Lebensraum, als Landschaftselement und als Stück Heimatgeschichte“, so der Gebietsbetreuer abschließend.
Übrigens: Die Ernte erfolgt durch die Lebensgemeinschaft Höhenberg, eine Gemeinschaft für Menschen mit Assistenzbedarf. Aus den Äpfeln und Birnen stellen sie Bio-zertifizierten Saft her – ein gelungenes Beispiel dafür, wie Naturschutz, soziale Verantwortung und Regionalität Hand in Hand gehen.

