Bayern - pm (19.11.2025) Bayern präsentiert sich gern als internationaler Bildungsstandort. Tatsächlich stammt inzwischen jede(r) vierte Studierende an den Hochschulen aus dem Ausland; zum Wintersemester 2025/26 sind rund 100.000 der insgesamt 405.000 Studierenden international. Für die KEG Bayern ist diese Entwicklung ein starkes und wichtiges Signal – eines jedoch, das an den frühpädagogischen und schulischen Strukturen des Freistaats weitgehend vorbeigeht.
Gelebte Vielfalt, Qualität und Chancengerechtigkeit seien politisch gewollt, im System aber nach wie vor nicht verankert. Und obwohl Kultus- und Sozialministerium selbst seit Jahren auf bestehende Defizite hinweisen, bleiben tiefgreifende Reformen aus.
Vielfalt beginnt früh – doch im Alltag wird sie ausgebremst
Wenn Bayern international anschlussfähig bleiben will, braucht es ein Bildungssystem, das Kindern von Anfang an echte Chancen eröffnet. Stattdessen, kritisiert die KEG, dominierten weiterhin starre Strukturen und ein frühes Sortieren nach vermeintlicher Leistung. „Der Mensch muss im Zentrum stehen – nicht die Statistik“, fasst die KEG Bayern zusammen.
Drei zentrale Forderungen – und die Frage: Warum bleibt die Politik untätig?
1. Grundkompetenzen stärken – nicht nur Symptome verwalten
Seit Jahren beklagen Hochschulen sinkende Eingangskompetenzen. Die KEG fordert deshalb verbindliche Standards, kleinere Gruppen und mehr Zeit für Grundlagen – besonders in Kitas und Grundschulen. Dass diese Forderungen seit Langem bekannt sind, aber kaum umgesetzt werden, sei ein politisches Versäumnis.
Biblischer Impuls: „Wer ein Haus baut, der gründe es auf Fels“ (Mt 7,24).
2. Menschenbildung statt Notendruck – Übertritt neu denken
Moderne, sinnvolle Prüfungsformate, flexiblere Übergänge und vielfältigere Bildungswege sind für die KEG unverzichtbar. Das stark selektive Übertrittssystem bremse hingegen Potenziale aus. Dennoch verharrt die Politik im Status quo.
Biblischer Impuls: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“ (Mt 5,37).
3. Personal stärken – Dauerkrise endlich angehen
Ohne gute Arbeitsbedingungen gibt es keine gute Bildung: weniger Bürokratie, mehr Zeit für Pädagogik, mehr Personal sowie Reformen im Lehramtsstudium und in der Erzieherausbildung – all das fordert die KEG seit Jahren. In Strategiepapieren taucht es regelmäßig auf, in der Realität kaum. Besonders Mittelschulen leiden trotz wiederholter politischer Bekenntnisse weiter unter strukturellen Defiziten.
Biblischer Impuls: „Ein jeder diene dem anderen mit der Gabe, die er empfangen hat“ (1 Petr 4,10).
So geht ein echter Kurswechsel
1. Längere gemeinsame Schulzeit bis Jahrgangsstufe 6
Pädagogisch sinnvoll, breit unterstützt – und ein wirkungsvoller Schritt zu mehr Chancengerechtigkeit. Eine Wirtschaftsschule ab Jahrgangsstufe 5 hält die KEG im gesamten Schulkanon hingegen für wenig zielführend.
2. Ein verpflichtendes letztes Kita-Jahr und bessere Personalschlüssel
Frühkindliche Bildung brauche Verlässlichkeit. Der Betreuungsschlüssel muss angefasst werden. Leitungskräfte sollten ab einer gewissen Einrichtungsgröße nicht mehr auf den Betreuungsschlüssel angerechnet werden.
3. Politische Analysen endlich ernst nehmen
Die Herausforderungen sind bekannt, wissenschaftlich belegt und ministeriell längst benannt. Entscheidend sei nun, dass Kultus- und Sozialministerium ihre eigenen Erkenntnisse – u. a. zur Reform der Mittelschule, des Lehramtsstudiums etc. – auch in praktikable Reformen überführen und Entscheidungen treffen.
Fazit: Vielfalt ohne Reformen bleibt ein Lippenbekenntnis
Bayerns Hochschulen zeigen, wie stark und international der Freistaat sein kann. Doch Kitas und Schulen bleiben strukturell zurück. Will Bayern ein gerechter und zukunftsfähiger Bildungsstandort bleiben, braucht es entschlossenes politisches Handeln – kein weiteres Warten.
„Die Stärke einer Gesellschaft misst sich nicht an glänzenden Abiturjahrgängen, sondern daran, wie gut wir unsere Schwächsten und Kleinsten auf die Welt von morgen vorbereiten“, betont Martin Goppel, Landesvorsitzender der KEG Bayern.
Die KEG richtet deshalb einen klaren Appell an die Politik: Mut zu Reformen, Mut zu Menschlichkeit – und Mut zu echter Vielfalt von Anfang an.

