PD Dr. Joachim Seegers, Leiter der Sektion Elektrophysiologie, mit dem Ballonkatheter, der vor Kurzem erstmals im Klinikum Landshut zum Einsatz kam. - Foto: Klinikum Landshut
Landshut - pm (11.12.2025) Sie gilt als sicherer und schonender: Die neueste Generation der Pulsed-Field-Ablation vereint Elektroimpulse mit Ballon-Technik und Wandkontaktmessung, um Herzkatheter-Eingriffe bei Patienten mit Vorhofflimmern zu erleichtern. PD Dr. Joachim Seegers, Leiter der Sektion Elektrophysiologie, hat die ersten Eingriffe mit diesem neuen Verfahren durchgeführt, das künftig nahezu flächendeckend bei der Erstbehandlung von Vorhofflimmern am Klinikum Landshut eingesetzt wird.
Als vierte Klinik in Bayern setzt das Klinikum Landshut seit vergangener Woche ein neues Verfahren bei der Erstbehandlung von Vorhofflimmern ein. PD Dr. Joachim Seegers, Leiter der Sektion Elektrophysiologie, wandte erstmals die neueste Generation der Pulsed-Field-Ablation, kurz PFA, bei den ersten Patienten an. Bei dieser neuesten Technologie, die Pulsed-Field-Ablation mit Ballon-Technik und Wandkontaktmessung kombiniert, werden über einen Herzkatheter durch hochenergetische elektrische Impulse gezielt kleine Löcher in die Herzmuskelzellen, die das Vorhofflimmern auslösen, geschossen. Diese sterben daraufhin kontrolliert ab, während das umliegende gesunde Gewebe verschont bleibt.
Die PFA ist in Deutschland bereits seit 2021 verfügbar. Die neueste Generation ist im klinischen Alltag erst seit diesem Jahr verfügbar und hat gegenüber den bisherigen PFA-Kathetern klare Vorteile: Zum einen wird der Wandkontakt des Katheters gemessen, was für ein gutes Ablationsergebnis wichtig ist. Zum anderen handelt es sich um einen Katheter, an dessen Ende sich ein „Ballon in Basket“ befindet, der mit Wasser und einer minimalen Menge Röntgenkontrastmittel gefüllt wird, um den Ballon im Herzen unter Röntgenkontrolle sehen zu können. „Der Ballon schmiegt sich gut an die Herzwand an und lässt sich sehr gut dreidimensional darstellen. Man kann millimetergenau nachvollziehen, wo man bereits Ablationspunkte gesetzt hat“, berichtet Seegers nach seinem ersten Eingriff mit diesem Verfahren. In seiner Zeit als Oberarzt am Universitätsklinikum Regensburg konnte er bereits Erfahrung mit Ballon-Techniken sammeln. Seit mehr als sechs Jahren arbeitet Seegers am Klinikum Landshut und hat kürzlich seinen 1000. elektrophysiologischen Herzkatheter-Eingriff seit seinem Start in Landshut und damit auch dem Start der Sektion Elektrophysiologie durchgeführt.
Bislang war die Verödungstherapie durch Hitze-Energie, auch Radiofrequenzstromablation (RFA) genannt, oder Kältevereisung Standard in der Behandlung von Vorhofflimmern, der häufigsten Form von Herzrhythmusstörungen. Dabei werden die betreffenden Herzmuskelzellen durch Verkochen oder Erfrieren verödet, um ihre unkontrollierte elektrische Aktivität in Richtung Vorhof zu stoppen. Zwar sind diese Verfahren seit vielen Jahren gut etabliert. Aber beide Verfahren haben Auswirkungen auf die gesamte Architektur der Herzwand und das umliegende Gewebe. Bisherige Studien zeigten, dass die PFA bei richtigem Einsatz nahezu ausschließlich auf die elektrisch aktiven und damit am Vorhofflimmern beteiligten Herzzellen wirkt. Zwar kann auch nach einer PFA das Herzgewebe repariert werden und Vorhofflimmern bei einem Teil der Behandelten wieder auftreten, zumindest für die Erstbehandlung von Vorhofflimmern gilt sie aber als das schonendere Verfahren. Damit es möglichst selten zur Reparatur von Gewebe und damit dem Wiederauftreten von Vorhofflimmern kommt, ist auch für die PFA der Gewebekontakt während der Behandlung entscheidend. Dieser kann mit dem neuen Verfahren nun erstmals objektiv gemessen werden.

